Die neue Igelstation in Hedingen wurde als eines von fünf Förderprojekten von der Jury der Sparcassa 1816 ausgewählt. Mit dem gewünschten Förderbetrag von CHF 15’000 wird ein Teil der Miete sowie Futter und Medikamente für die Igel bezahlt. Nun ist der erste Patient eingezogen.
Die Igel bekommen keine Namen. Das wirke nicht professionell, hört man von Experten. Ganz verkneifen kann es sich die Leiterin der neuen Igelstation Säuliamt, Edith Stöckli, aber nicht. «So Igor, jetzt darfst du wieder in dein Häuschen zurück», sagt sie, während sie den stacheligen Gesellen in die grosse Kunststoffwanne setzt. Diese ist mit Zeitungspapier ausgelegt, eine Kartonschachtel mit Loch dient als Unterschlupf. Igor – oder eben «Igel Nr. 1» – ist der erste Patient der neuen Igelstation in Hedingen. Erst vor einigen Tagen ist sie eröffnet worden. Möglich gemacht hat dies unter anderem der finanzielle Beitrag der Sparcassa 1816. Die Initianten um Edith Stöckli hatten beim Projekt1816 einen Antrag eingereicht und wurden prompt von der Sparcassa-Jury ausgewählt – die Igelstation wird mit CHF 15’000 unterstützt.
Eine sichere Basis für den Betrieb
«Diese Unterstützung hat uns wahnsinnig gefreut und geholfen», betont Edith Stöckli. Sie, die die Station ab sofort mit rund 15 anderen Personen ehrenamtlich betreibt, schätzt die Gesamtkosten auf rund CHF 20’000 Franken pro Jahr. Das Geld wird vor allem für die Miete des Lokals, für das Futter, die Medikamente und Labortests gebraucht. «Die finanzielle Hilfe der Sparcassa 1816 und von anderen Spendern und Sponsoren gibt uns eine sichere Basis, um unser Angebot aufbauen zu können.»
Igor wird derweil gewogen. 1220 Gramm wiegt er heute. Immerhin 10 Gramm mehr als am Tag zuvor. «Das ist gut», sagt Edith Stöckli. Das Katzenfutter und die getrockneten Mehlwürmer, die er von ihr bekommen hatte, scheinen ihm geschmeckt zu haben. Der Igel leidet an einem Darmparasiten. Bis vor drei Tagen wurde er noch in der Igelstation in Arni betreut. Dieses schliesst nun aber nach vielen Jahren ihre Tore. Als dies im letzten Herbst bekannt wurde, keimte unter dem Patronat des Vereins Naturnetz Unteramt VNU und des Natur- und Vogelschutzvereins Bezirk Affoltern NVBA die Idee, eine neue Igel-Pflegestation im Säuliamt aufzubauen.
«Sie sind schon sehr herzig»
Edith Stöckli war sofort Feuer und Flamme: Die gelernte Pflegefachfrau eignete sich im Selbststudium Wissen über die Behandlung und Pflege von Igeln an, machte Praktika in den verschiedenen Igelstationen und absolvierte Kurse beim Igelzentrum in Zürich. Parallel dazu gründete der heutige Präsident Stefan Bachmann den neuen Verein, suchte ein geeignetes Lokal sowie Helferinnen und Helfer für die Station. «Ich wollte schon immer Tierpflegerin werden», sagt Edith Stöckli. Als Beruf habe das zwar nicht geklappt, nun freue sie sich aber, sich auf diesem Weg für Tiere einsetzen zu können. Dass es der Igel geworden sei, sei reiner Zufall. «Aber sie sind schon sehr herzig mit ihren Knopfaugen, dem tapsigen Gang und ihrem Schnäuzchen. Wahre Sympathieträger eben.»
Jedes Jahr 150 Igel
Im Knonauer Amt werden jedes Jahr bis zu 150 Igel gefunden, welche Hilfe benötigen. Aufgenommen werden sowohl kranke und verletzte Igel, verwaiste Jungtiere und solche, die zu leicht sind, um in den Winterschlaf zu gehen. 10 bis 14 Tiere können in der neuen Igelstation gleichzeitig gepflegt werden. Was zu tun ist, wenn man einen Igel findet, sowie viele andere Infos, kann auf der Webseite der neuen Igelstation nachgelesen werden.